Textentwurf, Erfahrungsbericht von Marc Dechmann, Kessels & Smit
Alles anders – aber mit der gleichen Mannschafft.
Eine Führungscrew befindet sich im Umbruch. Die letzten Jahre waren wenig erfolgreich. Produkte sind nicht so gut am Markt platziert worden, wie geplant. Der Einstieg in das Lösungsgeschäft erweist sich als schwieriger als gedacht. Die Führungskultur ist von Loyalität und Kontakt zu den eigenen Mitarbeitern geprägt – aber in der Zusammenarbeit zwischen den Bereichen ist es schwierig. Unter neuer Führung hat sich die Führungscrew aufgemacht, Verantwortlichkeit neu zu definieren: Führung als Mitunternehmerschaft zu denken und mehr in Verantwortung zu gehen. Leicht gesagt – aber ein erheblicher kultureller Umbruch für die Organisation: die meisten Führungskräfte und Mitarbeiter bleiben ja die Gleichen. In einer sich schnell verändernden Welt ist es für Unternehmen oft von entscheidender Bedeutung, sich neu zu positionieren und ihre Produkte oder Lösungen erfolgreich am Markt zu platzieren. Das braucht eine gute Führungskultur – ein gutes und passendes Zusammenspiel zwischen „Leadership“ und „Followership“.
Doch wie schafft man es, eine erfolgreiche Führungskultur zu etablieren und zu verändern? Diese Frage beschäftigt viele Unternehmen. In diesem Zusammenhang ist das Zukunftstheater eine spannende Methode, um die Führungskultur praktisch zu erproben und zu verändern.
Das Zukunftstheater ist eine Form des Forumtheaters, bei dem Schauspieler in diesem Falle die wahrgenommene Führungskultur auf die Bühne bringen, um sie im ersten Schritt neu zu begreifen. Zwischen Spaß, Faszination und Erschrecken ist die Kunst, die aktuelle Situation künstlerisch so zu pointieren, dass sie ein neues Begreifen ermöglicht. Eine andere Auseinandersetzung mit der Situation wird möglich, weil die Teilnehmer über Bilder ins Gespräch kommen, die gemeinsam erlebt wurden. Im zweiten Schritt geht es darum, mit dem Publikum in der Rolle als Regisseur verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu erproben. So einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist es ja nicht. Es geht darum, das Neue zu schärfen und Bilder davon zu entwerfen, wie es sein könnte, wenn es besser wäre. Dabei werde die Teilnehmer der Regisseur und können aktiv in das Geschehen eingreifen und selbst Veränderungsvorschläge machen und erproben, wie sich dies auf die Szene auswirken: die Schauspieler haben die Tendenz, immer
wieder in das alte Verhalten zurückzufallen, wenn die Impulse nicht plausibel in eine neue
Interaktion einladen. Diese Situation kennen die Führungskräfte nur zu gut.
Im Rahmen eines Workshops mit dem Zukunfstheater um Lukas König herum haben rund 30
Führungskräfte die Möglichkeit genutzt, um ihre Führungskultur auf diese Weise zu reflektieren und über Veränderungen nachzudenken. Dabei haben die Schauspieler die Atmosphäre über den ersten Workshop erlebt und aufgenommen und mit den Teilnehmern entlang der Veranstaltung erforscht und daraus eine Improvisation entworfen. Am Abend wurden diese in Form einer unterhaltsam neckenden und auch entlarvenden Performance auf die Bühne gebracht. Die Frage, was nun aus den Statements der Teilnehmenden wurde, hat für eine produktive Vorspannung gesorgt, am Ende wurde viel erkannt, gelacht – und manchmal ist das Lachen auch im Halse stecken geblieben: Ein gemeinsames Erlebnis, das der Gruppe Bilder schenkte von etwas, was bis dato eher gefühlt und unter dem Tischgehalten wurde, lag jetzt auf dem Tisch – und so war der Umgang mit der Spannung eher leichter als schwieriger.
Die Methode des Zukunftstheaters bietet die Möglichkeit, Phänomene der Führungskultur anders erlebbar zu machen als in der Prozessmoderation und der (oft kognitiv geprägten) Reflexion. Durch das spielerische Element und den direkten Austausch mit den Teilnehmenden kann die Führungskultur gemeinsam weiterentwickelt und neue Handlungsoptionen erprobt werden. Beide Methoden komplimentieren sich: Kulturelle Reflexion ohne Bindung in die realen Spannungen und die Ableitung, was mit den Erkenntnissen passieren soll, läuft Gefahr als „Entertrainment“ zu verpuffen. Aber: wenn es um Kultur geht, die Kulturprofis des Theaters mit ihrem Sensorium und ihrem Handwerk – von der Wahrnehmung, Dramaturgie, Improvisation usw.. – einzuladen, macht einen deutlichen emotionalen Mehrwert für kulturelle Veränderungsprozesse.
Für mich ist das Zukunftstheater eine innovative und wirksame Methode, um die Führungskultur in Unternehmen zu verändern und zu verbessern. Es bietet die Möglichkeit, neue Wahrnehmungen zu schaffen und in einem künstlerischen Setting gemeinsam an der Kultur zu arbeiten. Unternehmen, die diese Methode nutzen, können von einer gestärkten Teamkultur, einem besseren Verständnis der bestehenden Kultur und einer höheren Bereitschaft zur Veränderung profitieren.
Das Zukunftstheater: Eine neue Methode zur Entwicklung einer erfolgreichen Führungskultur.
Die Entwicklung einer erfolgreichen Führungskultur ist für viele Unternehmen von zentraler Bedeutung. Es geht eben nicht nur darum, Produkte und Lösungen am Markt zu positionieren, sondern auch darum, den Bereich im Unternehmen neu zu gestalten: das Ergebnis des Zusammenspiels zwischen „Leadership“ und „Followership“. Eine erfolgreiche Führungskultur kann dabei helfen, diese Herausforderungen zu meistern. Aber wie kann man eine Führungskultur überhaupt greifen und verändern?
Hier kann das Zukunftstheater eine kluge Ergänzung zur prozessualen Organisationsentwicklung leisten. Diese Methode nutzt die Fähigkeiten von Schauspielern, um Erkenntnisse über die aktuelle Kultur zu gewinnen und spielerisch Ansätze zu finden, um sie weiterzuentwickeln. Das Ziel ist es, die Kultur eher praktisch herbeizuleben und erproben, als lange darüber zu reden und am Ende zu nichts zu kommen.
Das Zukunftstheater nutzt die Kunst des Schauspiels, um die Atmosphäre im Unternehmen
aufzunehmen und in szenisches Spiel umzusetzen. Die Schauspieler haben ein anderes
Sensorium und Verständnis von Dramaturgie und Drehbuch als professionelle Prozessbegleiter. Durch die künstlerische Darstellung werden Worte und Bilder gewonnen, die helfen, die Kultur auf eine neue Art und Weise wahrzunehmen. Durch das lebendige Spiegelbild, das das Zukunftstheater schafft, können die Teilnehmer direkt die Auswirkungen ihrer Fantasien und Visionen sehen und erproben. Das gemeinsame
Erlebnis führt zu einem teambuildenden Effekt und einem besseren Verständnis des „Wir“ im Unternehmen.
Für das Zukunftstheater ist es wichtig, dass es klug in den Veränderungsprozess eingebettet wird und das Vertrauen im Unternehmen besteht. Die gute Moderation und Einbettung sind wichtig, um den Effekt nicht verpuffen zu lassen: Es braucht die Arbeit an den Spannungen und den Bezug zu den realen Fragestellungen, um einen guten Nährboden zu schaffen. Oder in einem anderen Bild: die gute Prozessbegleitung ist die Mahlzeit – das Zukunftstheater das Salz in der Suppe.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kunst und Organisationsentwicklung einander komplimentieren. Das Zukunfstheater ist keine bloße Unterhaltung, sondern gemeinsames, echtes Arbeiten an der Kultur. Durch die spielerische Methode kann eine erfolgreiche Führungskultur geschaffen werden, die dazu beiträgt, den Bereich im Unternehmen neu zu gestalten und die Produkte am Markt zu positionieren.